Ein Sakramentshaus (auch Sakramentshäuschen) ist eine Kleinarchitektur innerhalb eines Kirchengebäudes und dient zur Aufbewahrung des eucharistischen Leibes Christi.
Verbreitung
In romanischen Kirchen wurden die konsekrierten Hostien, die für die Sterbekommunion aufbewahrt wurden, in einer in die Nordwand des Chorraums eingelassenen verschließbaren oder vergitterten Sakramentsnische verwahrt, die möglichst aufwändig gerahmt und künstlerisch ausgestaltet sein sollte. Im Hochmittelalter entwickelte sich in Theologie und Liturgie eine starke Betonung der Realpräsenz Jesu Christi im Allerheiligsten und die Verehrung des menschgewordenen Gottessohnes in der Brotsgestalt. Sie wurde gefördert durch eine von Schauverlangen bestimmte hochmittelalterliche Eucharistiefrömmigkeit und brachte die architektonische Form des Sakramentshauses hervor. Das Sakramentshaus befindet sich meist auf der Evangelienseite, also bei geosteten Kirchen nördlich, neben dem Altar. Die Verbreitung des Sakramentshauses begann gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Deutschland. Vorher war die Aufbewahrung des Allerheiligsten in einer über dem Altar hängenden Hostientaube (Peristerium) üblich. Später wurde der Tabernakel, der Aufbewahrungsort für das Allerheiligste, zunächst in das Altarretabel eingefügt und später auf dem Altartisch selber aufgestellt. Als das Tridentinum (1545–63) die Unterbringung im Tabernakel auf dem Altar verpflichtend anordnete, wurde das Sakramentshaus gänzlich überflüssig. Sakramentshäuser wurden deshalb nur während der deutschen Gotik und Renaissance errichtet.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–65) ließ die Einführung des frei stehenden Volksaltars zu, der frei umschritten werden können soll und bei dem sich, im Unterschied zum Hochaltar, der Tabernakel daher meist nicht mehr zentral in der Mitte befindet. Die Aufbewahrung des Allerheiligsten kann seitdem „an einer anderen, wirklich vornehmen und würdig hergerichteten Stelle der Kirche“ geschehen, somit auch in bestehenden oder neu geschaffenen Sakramentshäusern.
Bekannte Sakramentshäuser
Siehe auch
- Sakramentskapelle
Literatur
- Rudolf Wesenberg: Das gotische Sakramentshaus. Entstehung und künstlerische Gestaltung dargestellt an Beispielen Hessens und des Mittelrheingebietes. Gutenberg, Melsungen 1937 (Dissertation, Universität Gießen, 1935; Volltext).
- Wolfgang Lipp: Begleiter durch das Ulmer Münster. 10. Auflage. Vaas, Langenau 1999, ISBN 3-88360-011-3.
- Beate Wieckowski, Alexander Wieckowski: Sakramentsnischen in Dorfkirchen im nordwestsächsischen Raum. In: Michael Beyer, Martin Teubner, Alexander Wieckowski (Hrsg.): Zur Kirche gehört mehr als ein Kruzifix. Studien zur mitteldeutschen Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte. Festgabe für Gerhard Graf zum 65. Geburtstag (= Herbergen der Christenheit. Sonderband 13). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2008, ISBN 978-3-374-02632-6, S. 251–264.
- Achim Timmermann: Real Presence: Sacrament Houses and the Body of Christ, c. 1270–1600. Verlag Brepols Publishers NV, Turnhout (Belgien) 2009, ISBN 978-2-503-53012-3.
- Kinga German: Sakramentsnischen und Sakramentshäuser in Siebenbürgen. Die Verehrung des Corpus Christi. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2014, ISBN 978-3-7319-0000-9.
Weblinks
Einzelnachweise


